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Ein Ring für ein Storchenleben

Storchenberingung in Mauer und Meckesheim

 

Gespannt richten sich alle Blicke nach oben. Langsam hebt sich der Korb des Hubsteigers in Richtung Storchennest, das hoch oben auf einem alten Strommast im Wiesental thront. Mit an Bord sind ein erfahrener Beringer, der Vorsitzende des NABU Mauer mit Kamera und ein Hubsteigerfahrer der Syna GmbH. Ihr Ziel: der erste Jungstorch, der hier seit dem Aufbau der Nisthilfe erfolgreich aufwächst.

 

„So nah kommt man dem Nachwuchs sonst nie – das ist schon ein besonderer Moment“, sagt Bernhard Budig vom NABU Mauer zurück am Boden.

 

Kurze Besprechung vor der geplanten Beringung (Foto: Henrike Budig)
Kurze Besprechung vor der geplanten Beringung (Foto: Henrike Budig)

 

Die Storchennisthilfe, weithin sichtbar im Naturschutzgebiet Mauermer und Bammentaler Elsenztal, wurde bereits 2012 vom NABU Mauer mit Unterstützung der Syna GmbH errichtet. Mehr zur Installation der Nisthilfe findest du in unserem Artikel „Das Storchennest ist bezugsfertig“. Zwar wurden seit 2021 verschiedene Storchenpaare im Nest beobachtet, doch der Bruterfolg blieb bislang aus -  bis zu diesem Jahr 2025. 

 

Der etwa sechs bis sieben Wochen alte Jungstorch ist das einzig verbliebene Küken der ursprünglich drei geschlüpften Jungvögel. Er hat sich ordentlich entwickelt und wird von den Eltern fürsorglich gefüttert.

Henrike und Bernhard Budig vom NABU Mauer haben die Entwicklungen des Nachwuchses aufmerksam begleitet und auf Videos festgehalten. Eindrücke vom Nestbau bis zu den ersten Flatterübungen findest du in unserem Artikel "Gibt es dieses Jahr Storchenbabys?".

 

Als sich der Hubsteiger vorsichtig dem Nest nähert, bleibt der junge Storch regungslos sitzen – ein typisches Verhalten, das man „Akinese“ nennt. Es ist ein angeborener Schutzreflex, der später verloren geht. Für den erfahrenen Beringer Helmut Stein optimale Bedingungen: Mit geübten Handgriffen bringt er den Ring am linken Bein des Vogels an – knapp oberhalb des Sprunggelenks. Nach einem kurzen Gesundheitscheck ohne Auffälligkeiten ist die Aktion auch schon vorbei und der Hubsteiger fährt wieder nach unten.

 

 

Der Jungstorch trägt nun die Ringnummer DER AHP45. „DER“ ist das Kürzel für "Deutschland, Vogelwarte Radolfzell", „AHP45“ ist eine individuelle Kennung. Diese Kombination macht den Vogel eindeutig identifizierbar – zum Beispiel bei späteren Sichtungen auf dem Zugweg, im Winterquartier oder in einem zukünftigen Brutgebiet. Wer einen beringten Storch entdeckt und die Nummer ablesen kann, darf das gerne mit Nachweis der Vogelwarte Radolfzell melden und damit wertvolle Daten für den Schutz der Weißstörche liefern.

 

Im Nest wurde übrigens weder Plastik noch Müll gefunden – ein positiver Fund. Eine weitere Entdeckung: ein zerbrochenes Ei zwischen Nestrand und Drahtgestell.

 

Nicht nur in Mauer, sondern auch in Meckesheim gab es in diesem Jahr Storchennachwuchs – zum ersten Mal seit etwa 70 Jahren. Dort brütet ein Paar auf einer vergleichbaren Nisthilfe auf einem alten Strommast. Und auch hier sollte das wenige Tage ältere Küken beringt werden -  im Anschluss an die Aktion in Mauer. Doch leider konnte der Horst mit dem Hubsteiger nicht erreicht werden, da das Nest zu weit von der Straße entfernt steht.

 

Ein herzlicher Dank geht an Helmut Stein für die fachkundige Durchführung der Beringung im Namen der Vogelwarte Radolfzell – sowie an die Syna GmbH, einer Netztochter der Süwag Energie AG, die mit ihrem Hubsteiger die Aktion erst möglich gemacht hat. Vielen Dank auch an die Presse vor Ort: Jutta Trilsbach und Werner Hilscher im Auftrag der RNZ und Videograf Arno Beckmann.